Das gelbe U-Boot erscheint auf Blu-Ray

DVD-Kritik: Yellow Submarine
Yellow Submarine  -  The Beatles
Bildquelle: 
www.emimusic.ch

Endlich wurde eine Lücke gefüllt. Bis vor wenigen Tagen war der Film «Yellow Submarine» nämlich vergriffen. Jetzt gibt es den Klassiker, für viele der beste Beatles-Film überhaupt, auf DVD und Blu-Ray. Dafür wurde die surreale Reise der Pilzköpfe aufwändig restauriert. Paul Rutan Jr. und ein Team aus Spezialisten der Firma Triage Motion Picture Services Eque inc. mussten jedes Bild einzeln neu bearbeiten. Weil das Originalmaterial handgezeichnet ist, war es nämlich nicht möglich mit automatisierten Computerprogrammen zu arbeiten.

 

Die Beatles als Zeichentrickfiguren. Paul, John, Ringo und George (v.l.n.r.).

 

Im Film wird die Geschichte von Pepperland erzählt. Wenn man sich dieses Pfefferland anschaut, bekommt der Ausdruck «Dorthin gehen, wo der Pfeffer wächst» eine völlig neue Bedeutung. Die perfekte Harmonie, quasi ein würziges Paradies, in dem alle Bewohner leben können, wie sie wollen, alle haben sich lieb und niemand streitet. Im Film wird es als musikalisches Land unter dem Meer beschrieben, das von der St. Peppers Lonley Hearts Club Band beschützt wird. Als die bösen Blaumiesen (Im Original: Blue Meanies) angreifen und das Pepperland in eine graue Einöde verwandeln, schafft es nur Fred zu fliehen: in einem gelben U-Boot. Auf der Suche nach Hilfe trifft er auf den depressiven Ringo, der gedankenverloren durch Liverpools Strassen streift. Sofort versammelt er seine Freunde und sie machen sich gemeinsam mit Fred und seinem U-Boot auf, um Pepperland zu retten. 

 

Trockener Humor und rabenschwarzer Witz 

 

Das Herz des Films sind die liebevoll und künstlerisch eindrucksvoll gezeichneten Animationen. Sogar innerhalb des Films sind stilistische Änderungen zu bemerken, wenn sie dem Thema zuträglich sind. Wenn beispielsweise «Lucy In The Sky With Diamonds» zu hören ist, verzerren die Bilder sanft und unterstützen so die psychedelische Aussage des Songs. Wenn Engländer am Werk sind, kommt natürlich der Humor nicht zu knapp, aber dementsprechend trocken ist der rabenschwarze Witz des Films. Mit dem heutigen Wissensstand fühlt man sich bei manchen Sequenzen – sowohl bei den Jokes als auch bei einigen Animationen – sogar leicht an die gezeichneten Elemente in «Monty Python’s Flying Circus» erinnert. Hinzu kommen akademische und zeitgenössische Mosaiksteinchen wie Einsteins Theorien, Drogen oder literarische Anspielungen. 

 

 

Paul McCartney soll vom Film anfangs etwas enttäuscht gewesen sein, da er als Disneyfan – in den 60ern war Disney bei Zeichentrickfilmen ganz klar führend – einen lieblichen Film erwartet hatte. Heute mag Paul den Streifen aber. Überrascht war er nur, weil die Beatles selbst nicht viel mit dem Film zu tun hatten. Sie erscheinen kurz am Ende des Film, haben aber weder an der Produktion mitgewirkt noch die Stimmen ihrer gezeichneten Figuren gesprochen, sondern nur ihre Musik zur Verfügung gestellt. «Yellow Submarine» ist ein faszinierender psychedelischer Trip durch fantastische Welten, voller skuriller Figuren und bunter Farben, der einen charmant-trockenen Humor besitzt und den man einfach gesehen haben muss. Ein zeitloser Klassiker, der von einigen der grössten Songs der Beatles - der Soundtrack erscheint ebenfalls auf CD - begleitet wird. So farbintensiv geleuchtet hat «Yellow Submarine» jedenfalls noch nie.

 

  • Yellow Submarine (UK 1968)
  • Regie: George Dunning
  • Drehbuch: Lee Minoff, Al Brodax, Jack Mendelsohn und Erich Segal
  • Verkaufsstart: Ab sofort im Handel erhältlich

 



Bilder: © EMI Music Schweiz

Patrick Holenstein / So, 03. Jun 2012